Trance Wikipedia

Trance [trs] (lat. transire hinbergehen, berschreiten) ist ein Sammelbegriff fr vernderte Bewusstseinszustnde mit einem intensiven mentalen Erleben, die sich, in Abgrenzung zum gewhnlichen Wachbewusstsein, durch eine hochfokussierte Konzentration auf einen Vorgang bei gleichzeitig sehr tiefer Entspannung und unter Ausschaltung des logisch-reflektierenden Verstandes auszeichnen.

Trancezustnde knnen entweder willentlich (z.B. visuelle Imagination im Tagtraum, Selbsthypnose, schamanische Techniken), durch (zugelassene) Fremd-Suggestion (Hypnose), andauernde Aufmerksamkeit auf eintnige Reize (z.B. Vigilanz, mentale Vertiefung, Orgasmus) oder durch Krankheit (pathologische Trance- und Besessenheitszustnde) und Drogen ausgelst werden.

Von den beiden letztgenannten Trancen abgesehen sind der Wille und ein spezieller Auslser notwendige Bedingungen zum Entstehen von Trancen. Darber hinaus hat der kulturelle bzw. religise Hintergrund der Person einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Tiefe des Zustandes.

Jede Trance ist in unterschiedlich starker Intensitt mit einer Einengung des Bewusstseins verbunden: Die Sinneswahrnehmungen und das Gefhl der persnlichen Identitt das Ichbewusstsein werden vorbergehend stark eingeschrnkt oder ganz ausgeblendet.

Trancen fhren zu verschiedenen vorbergehenden geistigen:

und krperlichen Vernderungen:

Es gibt keine allgemeingltige Definition von Trance. Die einleitende Begriffserluterung bildet den kleinsten gemeinsamen Nenner verschiedener Definitionen.[1][2][3][4]

Als Trance gilt im Vergleich zur weiten, panoramaartigen Achtsamkeit genau genommen jede fokussierte und damit begrenzte Aufmerksamkeit. Die verstrkte Fokussierung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte des sensualen Erlebens geht, je nach Tiefe des Trancezustandes, mit einer schwach oder stark herabgesetzten Wachheit einher.

Wissenschaftlich wird genauer unterschieden: Wachheitsgrade werden hier als Vigilanzstadien bezeichnet.

Der Bewusstseinsforscher Charles Tart beschreibt den Zustand der durchschnittlichen oder normalen Aufmerksamkeit als Alltagstrance. Die Aufmerksamkeit in ihrer gesellschaftlichen Konstitution und Funktion bezeichnet Tart als Konsensustrance. In dieser Perspektive gilt jede Art von Konzentration als Trance, so dass sich Hypnose als der hchstgradige im Wachen erreichbare Konzentrationszustand erweisen wrde.[5]

Auch bei verschiedenen Ttigkeiten wie Sport, Liebesspiel, Beschftigungen, die ebenfalls hohe Konzentration erfordern, und in (psychischen) Extremsituationen knnen trancehnliche Bewusstseinszustnde auftreten.

Zur Auslsung einer Trance, die weder durch eine Droge induziert noch traumatisch erzeugt ist, werden mehrfach und schleifenartig bestimmte Reizmuster wiederholt. Eine Trance wird mit einer hheren Anzahl von Wiederholungen tiefer. Die meisten Reize sttzen sich auf repetitive, sprachliche und rhythmische Sinnesreize und Bewegungen wie Trommelmusik, Tanzen, Gesnge, Lichtblitze und Mantren sowie sich wiederholende sprachliche Beeinflussung. Hierzu zhlt auch die Verbindung einer rhythmischen Trancemusik mit visuellen Stimulationen. Typisch ist diese Kombination von Musik mit Lichteffektanlagen auf Konzerten und in Diskotheken.

Zum Beispiel bestehen Trommelrhythmen aus einzelnen Tnen, welche zusammen ein Thema bilden. Durch Wiederholung und Abwandlung kann dann die Trance gesteuert werden. Doch treten Trancezustnde ziemlich hufig und unbemerkt bei allen Menschen auf. Manchmal gengt schon ein monotones Gerusch wie etwa das einer Maschine, sofern es lange genug gehrt wird. Nimmt eine Person ein solches Gerusch dann nicht mehr wahr, obwohl es noch besteht, handelt es sich hchstwahrscheinlich bereits um eine Art Trance.

Bei allen tranceartigen Bewusstseinszustnden knnen hnliche neurologische und krperliche Prozesse beobachtet werden. So ist der Beginn der Trance durch Steifheit des Krpers, Schwitzen und schweres Atmen gekennzeichnet.[6] Fr die mentalen Zustnde haben David Lewis-Williams und Thomas Dowson 1988 das folgende neurologische Modell beschrieben.[7][8]

Trance und andere Rauschzustnde werden durch Hyper-Erregung oder einen Hyper-Ruhezustand erreicht. In beiden Fllen kommt es zu einer Verlangsamung der summierten elektrischen Aktivitt im Gehirn. Die Bewusstseinsvernderungen gliedern sich nach dem neurologischen Modell in drei Phasen:

In der ersten Phase werden geometrische Formen wie Punkte, Zickzackstreifen, Gitter, parallele Linien und Manderlinien wahrgenommen. Diese Erscheinungen werden als Phosphene (eingebildete Lichtwahrnehmungen) bezeichnet.

In der zweiten Phase entstehen verschiedene geometrische Formen, die von den Betroffenen je nach ihrem kulturellen oder religisen Hintergrund als sinnhafte Symbole aufgefasst werden.

In der dritten Trancephase erscheint eine Art Strudel oder wirbelnder Tunnel, der den Menschen anzusaugen scheint. In dieser Phase werden tiefreichende Erfahrungen wie synsthetische Wahrnehmung (Verschmelzen verschiedener Sinnesreize), das Verlassen des eigenen Krpers oder das Eintreten in andere Wirklichkeitsebenen (Jenseits, Geisterwelt u..) erlebt. Die Eindrcke dieser dritten Trancephase werden auch hufig ber sogenannte Nahtoderfahrungen berichtet.

In Trancezustnden treten optische, somatische (= Krperwahrnehmung) und akustische Halluzinationen auf. Dinge werden grer oder kleiner gesehen, als sie eigentlich sind. Zudem werden oft Tiere gesehen. Hufig erscheinen visuelle Halluzinationen wie bereinander folgend und dann ineinander verlaufend (palimpsestartig). Somatische Halluzinationen gehen mit dem Gefhl einher, dass sich der eigene Krper in einen anderen verwandelt, beispielsweise in ein Tier. Hinzu kommt, dass man in Trance oftmals flieendes Wasser wahrnimmt und das Gefhl hat, darin zu schweben oder zu schwimmen. Solche Wahrnehmungen hngen vor allem mit Vernderungen im Amygdala (Hirnareal) zusammen, das mitunter fr die Orientierung im Raum sowie fr das Empfinden von Furcht und Aggression verantwortlich ist.

Auf der Grundlage dieses Modelles hat Lewis-Williams anhand von Vergleichen mit Felsbildern in Sdafrika eine populre Theorie eines prhistorischen Schamanismus entwickelt. Die Schlussfolgerungen werden von vielen Kritikern jedoch als hoch spekulativ betrachtet.

Tagtrume, Fantasiereisen oder der kreative Flow sind willentlich herbeigefhrte und bewusst gesteuerte Konzentrationen, die groe Teile der Wahrnehmung ausblenden. Solche Phnomene werden entweder als Vorstufen oder bereits als leichte Formen der Trance angesehen.[3]

Gelingt es einem Patienten, der sich einer Psychotherapie unterzieht, aus seinem gewohnten Bezugsrahmen und seinen berzeugungen auszubrechen, indem er vor seinem inneren Auge intensiv neue Denkmuster und Assoziationen erlebt, die ihm helfen, seine Probleme zu lsen, spricht man von einer therapeutischen Trance.[1]

Bei einer durch hypnotische Verfahren induzierten Trance entsteht eine tiefe Entspannung bei gleichzeitiger Wachheit. Die hypnotisierte Person ist weiterhin fhig, sich willentlich zu bewegen und sinnzusammenhngende Stze zu sagen, ihre Aufmerksamkeit ist jedoch extrem eingeschrnkt und auf wenige Inhalte ausgerichtet.[2] Als Besonderheit gilt eine Wachhypnose, in der eine Person sich zwar in einem trancehnlichen Zustand befindet und hierbei sogar ein Rapport besteht, sie aber trotzdem augenscheinlich hellwach ist. Die Person bewegt und verhlt sich so, dass fr ungebte Beobachter kein Unterschied zum normalen Wachzustand erkennbar ist. Diese Form der Trance besteht unterschwellig und beeintrchtigt das Wachbewusstsein nicht.

Der sterreichische Tranceforscher Giselher Guttmann stellte fest, dass im Gegensatz zu anderen Trancezustnden unter Hypnose keine signifikant verschiedene elektrische Aktivitt in der Grohirnrinde stattfindet als im normalen Wachzustand.[2]

In der Hypnose sind verschiedene Stadien der Trance bekannt: Whrend in leichten bis mittleren Stadien das Ich-Bewusstsein noch wach ist, ist es in einer Tieftrance aufgehoben. Das zeigt, dass Trance generell kein scharf abgrenzbares Phnomen ist, sondern die bergnge vom normalen Wachzustand in einzelne Trancestufen flieend sind.

Die Ethnologie belegt, dass Trancen, die als spirituell, rituell oder ekstatisch bezeichnet werden, in 90 Prozent aller menschlichen Kulturen zum religisen oder therapeutischen Repertoire gehren. Bei diesen ekstatischen Trancen, die vor allem in Zusammenhang mit Schamanismus-Konzepten beschrieben werden, werden sehr real wirkende bildhafte Halluzinationen von diversen Geistwesen durch verschiedene Techniken willentlich herbeigefhrt.

In vielen Religionen wird Trance als Mittel angesehen, um spirituell oder magisch mit Gott, Geistern oder anderen Wesen oder mythischen Orten in Verbindung zu treten. Dadurch sollen Botschaften oder Erkenntnisse erlangt werden, um weltliche Probleme zu lsen. In manchen Kulturen werden dazu Drogen verwendet.[9] Fast berall werden bestimmte rituelle Krperhaltungen in Verbindung mit rhythmischen Trommel- oder Rasselklngen zur Einleitung spiritueller Trancen verwendet. Die rhythmische Anregung ist dabei eine zwingende Voraussetzung.[2][10]

Auch in dieser durch Drogen bewirkten Form der Trance kann eine Person sich willentlich bewegen und sinnzusammenhngende Stze wiedergeben. Oftmals kommt es in dieser Tranceform zu Halluzinationen. Ausgelst wird die Trance durch psychoaktiv oder dissoziativ wirkende Substanzen. Darunter fallen Halluzinogene wie zum Beispiel LSD, Meskalin, Psilocybin und Psilocin. Aber auch Dissoziativa wie Ketamin oder Phencyclidin. Es existieren ebenfalls Berichte ber durch Cannabis induzierte Trance-artige Zustnde.

Akute Schmerzen infolge krperlicher Verletzungen knnen eine Trance auslsen. Hierzu gehren auch schmerzhafte Riten wie im schiitischen Aschura und im Sonnentanz der Indianer oder ein Lustschmerz im Zusammenhang mit BDSM-Praktiken. In dieser Trance werden krpereigene Endorphine ausgeschttet, welche die Schmerzempfindlichkeit herabsetzen und zu einem Trancezustand fhren knnen. Eine traumatische Trance kann auch durch seelische Verletzungen hervorgerufen werden.

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